Klavier spielen lernen galt lange Zeit als altmodisch, ja sogar verpönt. Für kleine Kinder ist der Gang zum Klavierlehrer oft eher ein Müßiggang, als eine Freude. Doch in den letzten Jahren hat sich vieles verändert.
Klavier spielen lernen liegt wieder im Trend und das nicht nur bei den jungen Menschen. Immer mehr ältere, auch weit über 50, träumen davon, sich diesen Wunsch noch einmal zu erfüllen. Doch wie einfach ist das in der Praxis und wo liegen die Unterschiede? Wir haben uns das einmal genauer angesehen.
Ab 50 – Klavier spielen lernen
Schauen wir doch zunächst einmal auf die Möglichkeiten, um das Klavier spielen lernen zu können. Das Internet hat vieles verändert. Seitdem fast überall schnelle Verbindungen möglich sind, gibt es auch beim Klavier spielen lernen viele neue Veränderungen. Nicht erst seit Corona. So finden sich im Netz die unterschiedlichsten Portale und Lehrer, die mittlerweile Online Klavierunterricht anbieten.
Webcam – Face to Face Lehrer
Das Ganze funktioniert mittels Webcam, oft über Skype oder andere Anbieter. Viele reagieren darauf zunächst skeptisch. Tatsächlich scheint aber der Online Klavierunterricht gut zu funktionieren. Das setzt natürlich mehrere Punkte voraus. Beim direkten Kontakt mit einem Lehrer über die Webcam, braucht es zu einem eine gute Verbindung mit guter Soundübertragung und zum anderen natürlich einen wirklich guten Klavierlehrer, der ebenfalls in ungestörter Umgebung lauscht.
Online Klavierunterricht mittels Videos und Vorgaben
Daneben boomt der Bereich mit Lernvideos, die in speziellen Portalen auch Anfänger Stück für Stück in die Materie einführen und auch Notenlehre bieten. Teilweise können Hörproben hochgeladen werden, die dann über (fachkundige) Lehrer beurteilt werden. Auch hier lassen sich Stücke recht zügig erlernen.
Funktioniert Online Klavierunterricht?
Skeptisch darf man sein. Die letzten Jahre zeigen aber, dass der Klavierunterricht online tatsächlich funktioniert. Letztlich ist es aber auch eine eigene Einstellungssache und erfordert Disziplin.
Der klassische Weg
Hoch im Kurs beim Klavierspielen lernen ist weiterhin der klassische Weg über einen Klavierlehrer oder über eine Musikschule (Einzelunterricht oder in der Gruppe). Der Musiklehrer kommt entweder beim Schüler vorbei oder kann besucht werden. Dabei erfolgt der Unterricht in der Regel einmal wöchentlich. Die Preise variieren stark, hängen auch von der Qualifikation und Berufserfahrung des Klavierlehrers ab. Meistens beginnt es bei etwa 25 Euro pro 45/60 Minuten Lerneinheit und reicht bis weit über 50 Euro. Musikschulen sind oft günstiger, nicht aber unbedingt besser. Beide bieten auch den Klavierunterricht online an (Skype, Webcam).
Mit 50 oder 60 noch Klavierspielen lernen
Ältere Musikschüler liegen im Trend. So machen zum Beispiel über 60-jährige etwa 2 Prozent der Gesamtschülerzahl in Musikschulen aus (Tendenz steigend). Bei einem privaten Klavierlehrer ist der Trend noch eindeutiger. Fast die Hälfte der Schüler ist über 40 Jahre alt.
Doch wie sieht es im fortgeschrittenen Alter aus. In den letzten Jahren ist eine deutliche Zunahme älterer Schüler zu verzeichnen. Hauptsächlich in den Musikschulen und bei beim Klavierlehrer. Die einhellige Meinung, die nicht nur bei Klavierlehrern besteht, sondern auch älteren Schülern: Auch Erwachsene im fortgeschrittenen Alter können Klavierspielen lernen, selbst als spröde Anfänger!
Vielleicht fällt es am Anfang manchmal schwerer. Die filigrane und flinke Fingerbewegung, das Lernen und das Probieren dauert vielleicht ein wenig länger.
Eins ist aber klar: Klavierlernen im fortgeschrittenen Alter ist fĂĽr die geistige Gesundheit ein groĂźer Vorteil.
Forschungen haben ergeben, dass es bei älteren Klavierschülern etwa 10 Minuten dauert, bis sich die Hör- und Bewegungsareale im Hirn zusammenschließen. Gibt es Einschränkungen in der Beweglichkeit oder Konzentrationsfähigkeit, können Entspannungs- und Lockerungsübungen, Atemgymnastik oder körperliche Bewegung helfen.
Selbst wer noch nie ein Instrument gespielt hat und die Notenlehre vor Jahrzehnten aus der Schule längst vergessen hat, kann es auch noch mit 50 oder 60 Jahren schaffen.
Voraussetzungen:
- Zeit und Lust (Motivation)
- Ein wenig Disziplin
- Ein gutes Klavier oder E-Piano
- Möglichkeit zum Üben
Dabei sollte auch mit einem Mythos aufgeräumt werden. Die Fingerkraft nimmt im Alter nicht ab! Der größte Teil der Erwachsenen im fortgeschrittenen Alter, die noch Klavier spielen lernen möchten, gehen zu einem privaten Klavierlehrer. Etwa 10 Prozent gehen zu den Musikschulen.
Häufig auftretendes Problem
Wer im fortgeschrittenen Alter noch Klavierspielen lernen möchte, trifft dabei oft auf jüngere Klavierlehrer. Manche sind nicht einmal 25 Jahre alt (bringen aber die nötige Qualifikation und Erfahrung mit). Dennoch erleben es viele Klavierlehrer, das es den älteren Schülern manchmal schwer fällt, von einem jüngeren Lehrer Unterricht zu werden und Weisungen zu empfangen. Immerhin liegt die Schule schon Jahrzehnte zurück und urplötzlich befindet man sich erneut in der Position eines Schülers.
Dieses Problem löst sich aber in der Regel nach einigen Stunden Klavierunterricht auf. Auch das damit manchmal unangenehme Gefühl, wenn es mit dem Spielen noch nicht so richtig klappt (Fehler entstehen), ist ganz normal.
Wichtig ist bei beiden Punkten, einen Klavierlehrer zu finden, der nicht nur die Kompetenz besitzt, sondern auch sympathisch wirkt. Das Menschliche muss also auf beiden Seiten passen.
Der Lernerfolg
Wer im höheren Alter Klavier spielen lernen möchte und den richtigen Lehrer dafür gefunden hat, kann bereits nach einigen Monaten mit ersten Erfolgen rechnen. Die meisten Musikschulen und Klavierlehrer steigen mit einem richtigen Stück ein, häufig orientieren sie sich dabei an den Wünschen des Schülers. Neben Notenlehre, Fingerübungen, Handhaltungen lassen sich Stücke wie Für Elise in nur kurzer Zeit auf für völlige Einsteiger schnell erlernen.
Hilfreich sind auch Lernbücher wie Klavierspielen mit der Maus (Band 1 – 3), die sich für Kinder und auch hervorragend für Erwachsene eignen.
Auch Erwachsene sollten das Klavier spielen lernen mit täglicher Disziplin betreiben. 30 Minuten pro Tag sind dabei ein gutes Maß. Ist ein E-Piano vorhanden, kann über den Kopfhörer jederzeit geübt werden. Es empfehlen sich feste Zeiten einzuplanen. Dabei sollte auch ein wenig Zeit pro Tag für die Theorie, Notenlehre, investiert werden.
Online Klavierunterricht im Alter
Doch wie sieht es aus mit Online Klavierunterricht, der vielleicht auf den ersten Eindruck distanzierter und schwieriger wirkt. Die ehemalige Corona Zeit gibt dafür einen guten Einblick. Online Klavierlernen boomte und selbst ältere Personen zeigten sich dabei durchaus ausgeschlossen mit guten Ergebnissen.
Besonders attraktiv ist dabei die Flexibilität, anstelle von starren Terminen. Voraussetzung sind aber Grundkenntnisse im Umgang mit der Webcam und Anbietern wie Skype, sowie ein moderner PC. Klavierlehrer unterrichten auch heute immer öfters über die Skype, Video, etc. Dabei wird auch die Haltung ganz genau geprüft.
Klavier das beste Instrument fĂĽrs Alter
Grundsätzlich lassen sich alle Instrumente auch im Alter problemlos erlernen. Das Klavier hat aber den Vorzug, dass die Töne bereits da sind (nur noch gedrückt werden müssen) und keine zusätzliche Anstrengung wie beim Saxofon oder einer Blockflöte erforderlich sind.
Oft ist es die Sehnsucht im Alter, noch ein Instrument zu spielen. Es geht gar nicht darum, Virtuosität im Spiel zu erlangen, sondern die Freude leben zu lassen. Gute Klavierlehrer bzw. Musikschulen kennen das und können gezielt auf diese Sehnsucht eingehen. Es geht auch nicht darum, in kurzer Zeit viel zu lernen oder zu können! Sondern darum, dass Lerntempo anzupassen und mit Freude Klavier spielen zu lernen. Nicht zu unterschätzen ist dabei: Klavierlernen hält geistig fit (unschlagbares Argument).
Unser Gehirn:
Die aktuellen Hirnforschungen zeigen Positives. So ist unser Gehirn in der Lage, bis zum Tod lernen zu können. Musizieren schützt sogar vor dem geistigen Abbau.
Selbst 70-jährige sind noch in der Lage, Klavier spielen lernen zu können. Beim Musizieren werden relativ viele Hirnareale angesprochen. Neben der Gedächtnisleistung, die regelmäßig dadurch trainiert wird, sind es auch aktive und motorische Fähigkeiten, die uns geistig fit halten. Klavierspielen schützt uns gegen Altersdemenz, viel besser als mit Lesen oder Kreuzworträtsel.
Nun gilt es, den Wunsch in die Tat umzusetzen. Klavierlehrer und Musikschulen lassen sich im Umkreis finden, die Anbieter im Netz stehen meistens 24 Stunden am Tag zur VerfĂĽgung. Wir wĂĽnschen gutes Gelingen und vor allem viel Freude beim Klavier spielen lernen!