Die Corona Restriktionen sind weitestgehend aufgehoben, an der Not vieler Musiker hat sich aber nur wenig geändert. Besonders frappierend dabei ist, dass die staatlichen Unterstützungsmaßnahmen ausgelaufen sind oder demnächst beendet werden. Viele Hilfszahlungen wurden ohnehin nur verzögert gewährt und in vielen Fällen musste eine Rückzahlung erfolgen.
In der Medienberichterstattung treffen wir auf ein sehr verzehrtes Bild. Auf der einen Seite wird über die großen Festivals und Konzerte mit großer Euphorie geschrieben. So berichteten wir vor Kurzem über den Erfolg von Rock am Ring. Schon nach kurzer Zeit waren mehr Tickets für das Rock am Ring Festival verkauft, als wie noch 2019. Auch bei den großen Namen, wie Rammstein, Sarah Connor oder der Rolling Stones Tour läuft das Geschäft. Das verzerrt aber den wesentlichen Blick auf die kleinen Künstler, auf Newcomer und alle anderen Bands, die überwiegend von Live-Auftritten leben (müssen). In diesem Bereich sind die Ticketverkaufszahlen weiterhin deutlich unter Vorkrisen-Niveau.
Einige Künstler berichten von 30 – 40 Prozent an Verkäufen, im Vergleich zu 2019. Für viele ist das wirtschaftlich kaum zu tragen. Bei einigen Bands und Solo-Künstlern erleben wir in letzter Zeit immer öfters, dass die geplanten Vorstellungen gecancelt werden. Dazu kommen weitere Probleme. Das Personal rund um die Veranstaltung ist knapp. Der viel prophezeite Fachkräftemangel in der Veranstaltungsbranche ist mittlerweile deutlich zu spüren und erschwert zudem den Auftritt und die weitere Planung.
Unsichere Planung für Musiker
Noch befinden wir uns im Sommer, die Politik ringt aber gerade darum, im kommenden Winter neue Restriktionen für die Corona-Vorsorge einzuführen, wobei es dem Anschein nach eher um politische Machtspiele als Notwendigkeiten geht. Weiterhin wird auf Angst gesetzt, um spätere Maßnahmen zu rechtfertigen. Unklar ist, in welchem Umfang neue Restriktionen eingeführt werden sollen. Es gibt viele Gerüchte. Gerüchte, die auch auf die Konzertbranche zielen und damit erneut Nervosität streuen. Einige Bands, wie zum Beispiel Revolverheld, haben bereits die Reißleine gezogen und die Tour für Winter/Frühjahr 2023 abgesagt. Offiziell wegen der bestehenden Corona-Gefahr, indirekt vielleicht auch wegen verfehlten Vorverkaufszahlen.
Musiker haben also nun gleich mit mehreren Problemen zu kämpfen. Das Personal fehlt, die Ticketnachfragen sind gering und die finanziellen Corona-Förderungen sind ausgelaufen. Dazu kommen weitere wirtschaftliche Probleme wie Inflation, Energiepreise und Krieg. Aktuell leben viele Künstler am Limit und verzweifeln. Werden Tickets in nur geringem Umfang verkauft, stellt sich für viele Musiker natürlich auch gleichlautend die Frage, ob es nur an dem derzeitigen Umfeld liegt oder auch an der Qualität ihrer künstlerischen Darbietung.
Musiker und Künstler lebten schon immer am finanziellen Limit. Hartz IV ist für viele nie weit weg. Nach Angaben der Künstlersozialkasse in Deutschland verdienen viele von Ihnen gerade einmal 11.700 Euro im Durchschnitt. Die letzten 2 – 3 Jahre haben nicht nur an Rücklagen, sondern auch an der Kraft gezerrt.
Was können wir machen?
Das Publikum hat es dabei ebenfalls in der Hand. Statt teurer Karten für Weltstars zu erwerben und irgendwo in der Masse unterzugehen, empfehlen wir, auf Entdeckungsreise zu gehen. Kleine Hauskonzerte, Newcomer, die für wenig Geld in Clubs auftreten und kleinere Bands sind eine interessante Alternative zum bekannten Mainstream der großen Namen. Neue Musik entdecken und das oft in einem angenehmen Umfeld, oft besteht sogar die Möglichkeit mit den Musikern kurz ins Gespräch zu kommen, ohne in der Masse unterzugehen.
Oft sind es nur kleine Punkte, die aber durchaus einen Effekt haben können. Wir als Zuhörer können viel dazu beitragen, dass sich die Situation der kleinen Künstler nicht noch weiter verschärft. Statt zum Beispiel illegaler Musikdownloads, sollten wir Musiker unterstützen und ihre Tracks direkt erwerben. Das geht übrigens auch mit kleinen Spenden. Auch lobende Worte sind wichtig, um die Motivation zu unterstützen.
Gibt es noch Förderprogramme?
Aktuell gibt es noch die unterschiedlichsten Förderprogramme. Unter anderem das Teilprogramm Neustart Kultur, mit denen Live-Musikveranstaltungen und überregionale Musikfestivals (bis zu 80 Prozent der Gesamtausgaben) gefördert werden.
Daneben ist auch die Internationale Tour Förderung zu finden, die deutsche Musiker bei Auftritten im Ausland unterstützen soll. Einige Bundesländer haben zusätzliche Förderprogramme aufgelegt, die auch durch Solokünstler abgefragt werden können. Kultur- und Medienschaffende erhalten weiterhin einen vereinfachten Zugang zur Grundsicherung.
Weitere Möglichkeiten
Neben Förderprogrammen und anderen staatlichen Hilfen, lohnt sich auch ein Blick auf zusätzliche Alternativen. Dazu gehört zum Beispiel das Crowdfunding, mit dem immer mehr Künstler ihre neuen Werke finanzieren. Auch Webseiten wie Patreon können zusätzliche Einnahmen generieren, vorausgesetzt, dass eine gewisse Fanbase bereits besteht.
Streaming-Einnahmen hingegen bilden meistens nur einen geringen Teil der Einnahmen. Das liegt unter anderem daran, dass Musiker bei den großen Streaming Plattformen nur einen äußerst geringen Anteil vom Umsatz erhalten.
Fazit
Solo-Künstler und Newcomer brauchen als viel Durchhaltekraft und müssen sich regelmäßig neu motivieren. Die Konkurrenz ist groß, gleichzeitig sinken die Ausgaben der Verbraucher. Leidenschaft und Talent müssen sich also mit einem langen Atem kombinieren.