Letzte Woche wurde das Utopia-Konzert von Travis Scott abgebrochen, bevor es überhaupt beginnen konnte. Nach einigen Wochen der Ungewissheit über seinen geplanten Auftritt in der ägyptischen Pyramide von Gizeh gab La Flame bekannt, dass die Show nicht stattfinden wird – zumindest nicht zum geplanten Termin am 28. Juli.
Travis Scott erklärte dazu:
Ägypten bei den Pyramiden wird stattfinden, aber aufgrund der Nachfrage und der detaillierten Logistik brauchen sie einfach ein bisschen Zeit, um das Land zu besiedeln. Ich werde euch über ein Datum auf dem Laufenden halten, das bald sein wird, ich liebe euch alle, schrieb er am 26. Juli. Während seine Erklärung mit der von Live Nation übereinstimmt, scheint die Sache noch viel komplizierter zu sein.
Bevor Travis Scott oder Live Nation sich zu dem Konzert äußerten, gab das Egyptian Musicians Syndicate eine Erklärung ab, in der sie erklärten, dass sie dem Rapper aus Houston die Lizenz für das Konzert entzogen hätten, und dass ihre Erklärung nichts mit der Logistik der Show zu tun habe. Bemängelt wurden die seltsamen Rituale von Travis Scott und seine Werte, die nicht unbedingt in Einklang mit dem Land Ägypten stehen.
Travis Scott vor dem Aus
Inmitten zahlreicher Absagen und widersprüchlicher Mitteilungen wirft die vage Erklärung des Syndikats mehr Fragen als Antworten auf. Was sind die seltsamen Rituale, von denen hier gesprochen wird und welche Werte, die Travis vermitteln, passen nicht ins Bild des Landes?
Warum nicht Travis Scott?
Bislang konnten andere amerikanische Künstler wie die Grateful Dead (1978) und Mariah Carey (2010) die Bühne in Gizeh betreten. Was also ist an Travis Scotts Art der Effekthascherei, dass sein Auftritt so inakzeptabel ist?
Die Antwort scheint vielschichtig zu sein und hat ihre Wurzeln in der regionalen Politik und einer wahrgenommenen okkulten Symbolik, die Jahrzehnte zurückreicht.
Ein Bezug könnte das Astroworld Festival sein, dass damals zu einer Katastrophe wurde. Während des Auftritts von Travis Scott auf dem Astroworld Festival im November 2021 starben 10 Menschen infolge eines plötzlichen Massenansturms. Während viele in der Öffentlichkeit Scott die Schuld an den Ereignissen gaben, lehnte es ein texanisches Geschworenengericht ab, Anklage gegen den Rapper zu erheben. Dennoch erklärte der Anwalt Amr Abdelsalam gegenüber dem Fernsehsender Al-Araby, dass Scott für die Todesopfer verantwortlich sei und dass seine Musik die Tragödie begünstigt habe.
Unter diesem Bezug, könnte das Utopia-Konzert von Travis Scott vor den Pyramiden auch weiterhin untersagt bleiben. Es wird auf jeden Fall spannend, ob es zu einer Einigung kommen wird.
Blick auf den Rapper
Travis Scott wurde am 30. April 1991 in Houston (Texas) als Jacques Berman Webster II geboren. Bekannt wurde er als Travi$ Scott, aber auch als Cactus Jack und La Flame. Das Astroworld Festival war sein persönliches Armageddon. Es fand damals in Houston auf dem großen Parkplatz des NRG Parks statt. Der Vergnügungspark Six Flags Astro World befand sich nur einen Kilometer entfernt und diente als Namensgeber. Zwei Bühnen wurden auf dem zweitägigen Event von Rappern bespielt. Aber auch Künstler wie Marilyn Manson oder Rosalia traten auf. Am 05. November 2021 stand Travis Scott auf der Bühne und führte mit seinem Act zu einer Massenpanik, die am Ende zu zahlreichen Verletzten und Toten führte. 10 Menschen starben. Der zweite Tag des Festivals wurde abgesagt.
Als Travis anfing, strömten unkontrollierbare Massen nach vorne zur Bühne und erzeugten damit eine Drucksituation. Schon zuvor fielen zahlreiche Besucher mit Drogen-Problemen auf. Travis Scott unterbrach mehrmals seinen Act, um die Situation zu entschärfen, für die Besucher nahe der Bühne gab es aber keine Fluchtmöglichkeit. Sein Auftritt dauerte knapp 60 Minuten, in dieser Zeit kam es zu mehreren Todesfällen, von denen der Rapper aber erst später erfuhr. Über 300 Verletzte befanden sich zu dem Zeitpunkt noch auf dem Gelände und wurden behandelt. Nach dem Auftritt wurden Travis Scott und Live Nation (größter Konzertveranstalter der Welt) verklagt.
Credits: Frank Schwichtenberg
