Spelles – Einmal Hölle und zurück

Mit ihrer neuen Single Holy Hells ist die Sängerin durch die Hölle und zurück gegangen. Ein kurzer Blick auf das Duo, bestehend aus Kathryn Baar und Luc Laurent

Gelegentlich hört sich Spelles wie Alice Merton an. Besonders hörbar ist das in ihrem Song Machete, den sie vor etwa 2 Jahren (3/2021) veröffentlichte. Trotzdem ist die Sängerin, die kein Newcomer mehr ist, einen Blick wert. Sie hat eine spannende Stimme und liefert auch Songs abseits vom Mainstream. Dennoch ist es der Künstlerin bislang kaum gelungen, sich in internationale Blicklicht zu bringen, zugleich sind die Follower-Zahlen eher gering. Für manchen einen ist aber gerade das ein Argument. Vielfach verstecken sich dahinter Künstler, die nicht auf jeden Trend aufspringen und stattdessen Qualität leisten. Bei Spelles könnte das zutreffen.

Seit fast zehn Jahren ist Spelles, eigentlich ein  Indie-Pop-Duo auf Erfolgskurs und hat seit seiner Gründung immer wieder Singles und EPs veröffentlicht. Bisher sind sie noch nie ins Stocken geraten, und Holy Hells zeigt, dass sie sich immer noch weiterentwickeln können. Der führende Kopf des Duos ist ganz klar Kathryn Baar, die selbst singt und ihre Songs ebenfalls selbst schreibt. Dazu gesellt sich Luc Laurent, der unterstützend im Duo wirkt. In Holy Hells, ihrem vielleicht bisher stärksten Stück, blickt das Duo nach innen, wobei Kathryn Baar eher Trost in persönlichen Herausforderungen als in Bosheit findet.

Spelles – Drei Jahre Pause

Wenn wir  nicht wüssten, dass Spelles nach einer dreijährigen Pause im Jahr 2021 zurückgekehrt sind, würden wir denken, dass Holy Hells eine Comeback-Single ist, die ihre Rückkehr ankündigt, so ausladend klingt sie. Mittendrin sind die schweren Trommeln, die im Takt einer anrückenden Armee schlagen, während eine teuflische Bassline Baar durch den Song trägt, als würde sie auf einem Blitz reiten.

Die gospelgetriebenen Backing Vocals machen sich das Holy in Holy Hells zu eigen und bilden einen Chor, der Baars leidenschaftliche Stimme in den Schatten stellt, anstatt ihre erschütternde Performance zu überschatten. Obwohl es Momente gibt, in denen ein Instrument ihr die Show hätte stehlen können, vor allem das überraschende Auftauchen des Klaviers im Refrain, gibt sie das Rampenlicht nie auf und nutzt die gesamte Laufzeit, um einige der glaubwürdigsten Texte von Spelles vorzutragen.

Fast jede Zeile des Songs könnte man als herausragend bezeichnen, aber Baars eindringlichste Zeile ist, wenn sie singt: It was the highs that saved me / Lows they made me.“ Hier scheint sie die Kämpfe zu umarmen und zu schätzen, dass sie sie zu dem gemacht haben, was sie heute ist, anstatt die harten Zeiten abzutun.

Spelles könnte noch vieles schaffen

Kathryn Baar könnte noch vieles erreichen. Ihr Duo sollte auf jeden Fall im Blick behalten werden. Diese Versöhnung mit den Tiefpunkten im eigenen Leben gilt für fast jeden, der nach den letzten Jahren noch hier ist. Und wenn man bedenkt, dass Spelles immer noch Songs veröffentlicht, die immer wieder überraschen, kann man sich auf vieles freuen, auch wenn es auf der Straße mal holprig wird.

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