Eignet sich Patreon, um als Musiker Zusatzeinnahmen zu generieren? Dieser Frage wollen wir von Ton An einmal genauer nachgehen Welche Möglichkeiten bestehen, wie viel Geld kann ein Künstler mit dem Portal verdienen und lohnt sich das überhaupt?
Seit der Pandemie leiden vor allem Solo-Künstler, die häufig durch das Raster der staatlichen Hilfen fallen. Obwohl es in einzelnen Ländern vollmundige Versprechungen gab, seitens der Politik entgegenzusteuern, ist nicht viel passiert. Gelegentlich wurde den Musiker als Empfehlung mitgegeben, sich doch einen anderen Beruf zu suchen. Wenig hilfreich. Am Ende blieb den meisten Künstlern nur die Suche nach anderen Lösungen. Nicht ganz unwesentlich dabei, ist das Portal Patreon, eine Art digitaler Fanclub. Nachdem weltweit das Konzertleben stillstand, versuchten Musiker ihr Glück auf digitalen Abo-Plattformen. Patreon steht dabei im Fokus.
Patron – Was ist das eigentlich
Das Portal Patreon ist während der Corona-Krise zum wichtigsten Anlaufpunkt für Künstler aller Branchen geworden. Ein digitaler Fanclub mit Abo-Möglichkeiten, die helfen sollen, zu unterstützen. Die Fans, auch Förderer genannt, können zwischen unterschiedlichen Abo-Modellen wählen. Die Ausgestaltung vom Umfang und Preis liegt beim Künstler selbst. Durch Zahlung bekommen Deine Fans Zugang zu einer geschlossenen Community.
Für die Unterstützung erhalten die Fans eine Gegenleistung, die natürlich abhängig vom gewählten Abomodell und Deinen hinterlegten Inhalten ist. Dabei kann es sich um exklusive Einblicke und Material handeln, aber auch der Download von alten und neuen Songs kann über das Abo direkt angeboten werden. Vielfach sind es Dinge (Songs, persönliche Gespräche/Treffen, Lernvideos, Bilder, etc.), die für Fans einen hohen Wert haben können und so scheint das digitale Abo über Patreon tatsächlich zu funktionieren.
Das kannst Du auf dem Portal:
- Exklusive Inhalte anbieten
- Benefits und Merch verwalten
- Direkter Austausch (Tools dazu befinden sich auf der Seite)
- Live Streaming auf Patreons
- Einzelstunden (z.B. Unterricht)
Die Fans (bzw. Förderer) können also selbst entscheiden, was sie ihren Fans darbieten wollen. Je teurer ein Abo, desto mehr wird geboten. Neben dem reinen Abonnement können Künstler aber auch direkt Geld für einzelne Stücke/Werke verlangen.
Das Unternehmen
Entstanden ist die Seite schon lange vor der eigentlichen Pandemie. Gegründet wurde Patreon.com bereits 2013 von dem amerikanischen Musiker Jack Conte. Nach Angaben des Unternehmens wurden seit Gründung bis Ende 2019 mehr als eine Milliarde Dollar an Künstler ausgezahlt. Im Schnitt pro Fan um die 12 Dollar im Monat.
Über 160.000 Musiker und Künstler sollen mittlerweile auf dem Portal vertreten sein. Dabei reicht die Spannweite von Noname bis Weltstar. Im Gegenzug sind bereits über 4.2 Millionen Patrons verzeichnet. Durch die angespannte Pandemie-Lage kamen über 150.000 Künstler in der letzten Zeit dazu.
Was verdient das Portal
Natürlich ist Patron ein Unternehmen und will Geld verdienen. In der Premiumversion sind das 12 Prozent vom Umsatz, der vom Künstler auf der Plattform erzielt wurde. In der Basisversion beläuft sich die Provision auf 5 Prozent.
Wie funktioniert die Auszahlung
Die Auszahlung erfolgt monatlich. Zahlungen erfolgen per PayPal, Banküberweisung oder auch per Payoneer sowie Stripe.
Du kannst als Musiker zwischen zwei Modellen bei der Zahlung durch Fans wählen. Die Unterstützer wählen ein festes Abo-Modell (von Dir festgelegt) oder sie zahlen pro Veröffentlichung.
Was passiert mit meinem Material?
Die größten Bedenken für Künstler und Musiker liegen genau in diesem Punkt. Patreon sichert in seinen Geschäftsbedingungen, dass bei jedem Content, der hochgeladen wird, weiterhin die Rechte beim Künstler verbleiben.
Die Anmeldung
Wer sich bei Patreon.com anmelden möchte, kann dieses per E-Mail oder über Facebook durchführen. Beachtet werden sollte aber, dass bei einer Anmeldung über Facebook, das Netzwerk die Profildaten und Spendenempfänger einsehen kann. Ton An rät dazu, die E-Mail Adresse als Anmeldung zu nutzen.
Nach der Anmeldung klickst Du auf den Button Start My Page, ein Assistent führt im weiteren Prozess die Projekteinrichtung durch. Dabei wird auch gefragt, was Du erstellst und ob Deine Inhalte jugendfrei sind.
Auf der weiteren Seite kann ein Profilbild eingefügt werden, ebenso ein Banner für das Projekt.
Wichtig ist dabei im Vorfeld zu planen:
- Welche Inhalte will und kann ich anbieten?
- Welche Zeit habe ich zur Verfügung?
- Recherchiere vorher (was bieten andere Künstler an)
- Die Plattform/Fans erfordern viel Aufmerksamkeit (bitte nicht unterschätzen!)
Wer ist alles auf Patreon zu finden
Die Liste ist fast endlos, sie reicht von kleinen Künstlern mit wenigen Followern, bis hin zu den angesagten Bands und Musikern.
Eine kleine Übersicht:
- RAC
- Kimbra
- Ben Folds
- Zola Jesus
- Nate Maingard
- Alex Wong
- Amanda Palmer
- Rapper Nagger
- First to Eleven
- Jacob Collier
- Pomplamoose
- Kina Grannis
- Wintergatan
- Peter Hollens
- Megan Slankard
- Und viele andere
Sinnvoll für Musiker?
Können Musiker damit Geld verdienen und ist die Anmeldung und das Präsentieren von Abo-Modellen wirklich sinnvoll?
Dazu reicht bereits ein Blick auf die Streamingeinnahmen. Bands und Solo-Musiker sind heute -wie damals- natürlich von Konzerten und Auftritten abhängig. Fällt das weg, bleiben nur die Streamingdienste übrig. Dazu passt ein kurzer Vergleich. So können bereits 90 – 100 Unterstützer auf Patron mehr Geld im Monat einbringen, als eine Million Streams auf Spotify. Natürlich ist das ein pauschaler Vergleich, da die Summe bei Streamingportalen von unterschiedlichen Faktoren abhängen.
Musikern, die bereits eine gewisse Fanbase haben, fällt es aber leichter, auf eine entsprechende Anzahl von Unterstützern zu gelangen. Als Beispiel blicken wir hierzu auf die deutsche Sängerin Judith Holofernes (ehemals Wir-sind-Helden Frontfrau), die auf Patron 7 unterschiedliche Abo-Modelle anbietet und das von 3 bis zu 100 Euro.
Die Künstlerin aus Berlin lässt sich dafür gerne bei der Arbeit über die Schulter schauen und bieten viele zusätzliche Features, bis hin zum persönlichen Mail-Kontakt.
▶ SMS Marketing für Künstler
Zudem könntest Du Deine Förderer in den Entwicklungsprozess Deiner Songs einbeziehen und Ihnen zum Beispiel digitale Rohdateien zur Verfügung stellen.
Nützliches Zusatzinstrument
Unter dem Strich gesehen, erweist sich Patreon als nützliches Zusatzinstrument. Zu einem natürlich, um ein drittes Standbein neben Streaming und Konzerten aufzubauen, das unabhängig von Pandemien und anderen Problemen funktioniert. Gleichzeitig dient es auch dazu, die Fanbindung weiter auszubauen.
Beispiel:
Die Band Einstürzende Neubauten, die nur 2 Abo-Varianten, 4,50 und 9 Euro, anbietet und deren Zahl bei 570 Patrons liegt. Damit betragen die Einkünfte mindestens 2.565,00 Euro (abzgl. Provision und Steuer).
Denn wer als Fan bereit ist (in einer Zeit, wo es im Netz alles kostenlos gibt), mit einem festen monatlichen Betrag einen Künstler zu unterstützen, ist mehr als nur eine Geldbörse. Solche Unterstützer sind wahre Fans, die treu zu ihren Musikern stehen. Es gibt jedoch ein Aber.
Das Aber beim Patreon Account
Der Account auf dem Portal will gepflegt sein, die Fans wollen Aufmerksamkeit. Wer als Künstler einfach nur irgendwelche Standards im Abo Modell bieten will, wird mit dem Modell langfristig nicht glücklich und vergrault seine Fans. Regelmäßiger Kontakt und Mehrarbeit fallen also an, können sich aber durchaus lohnen. Eine wochenlange Funkstille wird hingegen kaum akzeptiert.
▶ Neu – Mit Twitter als Musiker Einnahmen erzielen
Natürlich gibt es auch Schattenseiten. Nicht alle Unterstützer sind wirklich einfach, manche verlangen mehr, sind unzufrieden. Häufig spricht man deshalb schon von polemischen Mitgliedern. Diese sind aber zum Glück die Seltenheit. Wichtig ist, dass Du Dir genügend Zeit für Deine Unterstützer nimmst und ihnen auch einen wirklichen Gegenwert für die monatlichen Zahlungen anbietest.
Hin und wieder gibt es auch Zensur-Vorwürfe, so wie wir sie vor allem von YouTube kennen. Hier darf nicht vergessen werden, dass es sich um Privatunternehmen handelt, die ihre Regeln jederzeit ändern können. Vor einiger Zeit traf es den Polemiker Carl Benjamin (aka Sargon of Akkad), der in seinen YouTube Videos rassistische Ausdrücke verwandte und durch Patreon plötzlich gesperrt wurde.
Du solltest eine gewisse Bekanntheit haben
Patreon kann sich lohnen. Es ist jedoch empfehlenswert, wenn Du als Musiker bereits eine gewisse Bekanntheit hast, also von Deinem YouTube Kanal (und anderen) auf Dein Patron Account hinweisen kannst.
Muss ich Steuern bezahlen?
Patreon.com betitelt die Zahlungen gerne als Spende, die Fans monatlich im Abomodell leisten. Unter dem Strich wertet das Finanzamt (in den meisten Ländern) die Einnahmen aber nicht als Spenden, sondern als Umsatz. Entsprechend muss der Betrag versteuert werden.
Siehe auch: Wann sind Spenden steuerfrei
Fazit zu Patreon
Egal ob während der Pandemie oder danach. Die Plattform Patreon.com ist für jeden Sänger und Künstler vielversprechend, um zusätzliche Einnahmen zu generieren. Arbeit ist dafür jedoch erforderlich und genau dieser Einsatz sollte nicht unterschätzt werden. Als Künstler benötigst Du unbedingt eine größere Bekanntheit (z.B. auf YouTube), um tatsächlich ausreichend Förderer für Patreon finden zu können.
- Vermerke Deinen Patreon-Account auf Streamingportalen, Social-Media, Visitenkarten, Homepage und so weiter.
Gleichzeitig können Musiker den direkten Kontakt zu Fans in einer sicheren Umgebung aufbauen. Wer das beachtet, kann mit dem Portal tatsächlich gute Zusatzeinnahmen verbuchen.